Page 51 - Wostok-Sonderausgabe über Tadschikistan
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Reiches Kunsthandwerk
nenräume, darunter des Gä- tionell Samarkand, Buchara, Traditionelle Zentren der We- men – etwa den des Meisters
stezimmers. Gefertigt wurden Chudschand und Istaraw- berei waren in den von ethni- wie Sochti Mansuri („Mansurs
allerlei Decken, Kissenbezüge, schan. schen Tadschiken besiedelten Meisterstück“), aus assoziati-
Wand- und Gebetsteppiche. Die Tschakan-Stickerei ist Gebieten neben Buchara und ven Tierbildern wie Koklik kuzi
Der Susani, buchstäblich „der in Kulob, Garm, Darwas, Kara- Samarkand Chudschand, Ista- („Rebhuhnauge“) oder pari to-
mit der Nadel gefertigte“, hat getin und Gorno-Badachschan rawschan, Pendschikent und wusi („Pfauenrad“), bezogen
dabei einen besonderen kom- weit verbreitet. Wenn wir uns Kanibadom sowie einige Dör- auf die Farbgebung wie Scha-
rak („Morgendämmerung“).
Eine leider fast in Verges-
senheit geratene Volkskunst
ist der Musterdruck auf Baum-
wolle oder Leinen. Seit dem 8.
Jahrhundert fanden handbe-
druckte Stoffe weite Verbrei-
tung in ganz Zentralasien, den
größten Aufschwung erlebte
dieses Kunsthandwerk im 17.
Jahrhundert. Der Musterdruck
vereint die Schnitzkunst, die
künstlerische Gestaltung und
die Naturfarbenherstellung. Je-
der Stempel hat seine eigene
Funktion – längliche, schmale
Stempel für die Randgestal-
tung und die Abgrenzungen
innerhalb des Feldes, runde
Stempel, für Rosetten, unre-
gelmäßige für kalligraphische
Schriftzüge, rechteckige für
Ornamentfolgen oder für
Stengel und Blätter von stili-
sierten Blumen, halbkreisför-
positorischen und ornamen- an den Auftritt der tadschi- fer im Hissar-Tal und im Ge- mige um ornamentale Run-
talen Aufbau und kann bis zu kisch-russischen Sängerin Ma- biet Chatlon. Die gegenwärti- dungen zu schaffen. Aus all
sechs Metern lang und drei nizha für Russland beim Euro- ge Tradition der Webstoffe bil- diesen Einzelelementen ent-
Metern breit sein. In Istaraw- vision Song Contest 2021 erin- dete sich vor allem im 18. und stand dann das gedruckte Bild,
schan sind Hauptmotive Ro- nern, so brachte sie mit ihrem 19. Jahrhundert heraus. Ge- das in sich oft eine Rosette,
setten und blühende Büsche ersten, überaus farbenfrohen webt wurden Baumwollstoffe stilisierte Lebensbäume oder
oder Blumensträuße, die in Kostüm genau die Tschakan- – Kalami, Alatscha, Susi, Tschit Blumenarrangements aufwies
Reihen innerhalb eines großen Stickerei in den Fokus. Mit der – vor allem von Frauen, Sei- und einen inneren Rahmen
ornamentalen Musters arran- Tschakan-Stickerei werden den- und Halbseidenstoffe hatte, dem oft ein breiteres
giert werden. In Pendschikent Ornamente, Blumenbilder und waren mehr oder weniger eine Rahmenfeld folgte. Beliebt bei
wird auf weißen Stoff mit Symbole mit ungemein far- Männerdomäne. Seidenstoffe den Tadschiken waren die Far-
schwarzen Fäden die Orna- benfrohen Fäden auf Baum- sind Schochi, Atlas, Khanatlas, ben Rot und Schwarz auf
mentik aufgestickt (Weiß und woll-, Baumwoll-Seide-, sel- Halbseidenstoffe sind Beka- weißem Leinen.
Schwarz, Leben und Tod gehen tener Seidenstoffe aufgetra- sab, Banoras, Basma, Adras Wir haben hier nicht über
Hand in Hand), dazwischen gen. Es sind vor allem symboli- und Bachmal. Das Weben von die künstlerische Decken- und
werden, gleichsam tanzend, sche Darstellungen und my- Wollstoffen war vor allem in Wandbemalung berichtet, ob-
rote Blüten platziert, die die thologische Bilder, die mit der Karagetin, im Hochland von wohl sie so augenscheinlich
Glücksmomente im menschli- Natur und dem Kosmos ver- Darwas und im Pamir verbrei- ein Element des künstleri-
chen Leben symbolisieren. In bunden sind. Die Rosette ist tet. Aus Schaf- und Kamelhaar schen Schmucks von Gebäude
Chudschand wiederum ist auf hier etwa eine Mohnblüte, wir wurden Stoffe für Mäntel und ist. Wir haben das Filzen, das
einem gedeckten Farbhinter- finden den aus unterschiedli- Jacken für Männer gewebt, Bastmattenflechten, die Spin-
grund ein beliebtes Motiv der chen Elementen zusammen- die in einer Lösung aus Erb- nerei ausgespart, sind nicht
Granatapfel, das Symbol der gesetzten stilisierten Lebens- senmehl eingelegt wurden, auf das Strickflechten, die
Fruchtbarkeit. Die Susanis aus baum, beliebte Motive sind um sie dichter und fester zu Steinschnitzerei und viele an-
dem Süden hingegen weisen das Pfauenrad, der Hahnen- machen. Seiden- und Halbsei- dere Arten des Volkskunstge-
große Blüten und zoroastri- kamm, Sonne, Mond, Sterne, denstoffe wurden vor allem im werbes eingegangen. Es sind
sche Symbole auf, die etwa für Das Weben zählt zu den al- Ferganatal gefertigt, also im bereits viele Volkskunstgewer-
Erde, Wind, Feuer und Wasser ten, schon in der Jungsteinzeit Norden, dabei wurden die bezentren neu entstanden, es
oder für die vier Himmelsrich- (Neolithikum) anzutreffenden Stoffe in Abrbandi-Technik wurden Bildungs- und Trai-
tungen stehen, bestimmte Blü- Formen der Volkskunst, so gefärbt, dabei bindet man Fä- ningseinrichtungen eröffnet,
ten und Kreise symbolisieren stammen archäologische Fun- den zu Strängen und gibt je- es gibt Hoffnung, dass die kul-
dabei die Sonne. Zentren der de von Seidenstoffen aus dem dem Knoten eine eigene Fär- turelle Erinnerung des Volkes
Susani-Stickerei waren tradi- 2. Jahrtausend vor unserer Zeit. bung. Die Muster hatten Na- bewahrt wird.
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