Page 13 - Wostok-Sonderausgabe über Tadschikistan
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Gebiet Sogd
zu 20 Kilometer Breite der größte der sprachen die hier lebenden Menschen be- deöfen und Gussformen sowie runde
Stauseen des Landes ist. 2012 wurden reits in der Sowjetzeit von ökologisch Tonbrennöfen. 2001 wurde um die Aus-
drei weitere kleine Wasserkraftwerke in sanftem Tourismus als Grundlage ihrer grabungsstätte laut Regierungsbeschluss
Betrieb genommen. Existenz. das historisch-archäologische Schutzge-
Breit aufgestellt ist die Landwirt- Bekannt ist das Gebiet Sogd auch für Die Festung Kalai Mug Teppa ist ein
schaft. Aus dem Gebiet Sogd kommen seine Kunsthandwerker und Handwerker, archäologisches Denkmal aus dem 7. und 8.
Jahrhundert am Oberlauf des Serafschan
Baumwolle, Getreidesaatgut, Weintrau- insgesamt arbeiteten hier mit Stand von
ben, Früchte, Beeren und Nüsse, Melo- 2020 annähernd 17 400, von hier kom-
nen, Seidenkokons, Tabak. Das Gebiet men Tandyre (Tonöfen), kunstvoll ge- biet Sarasm ausgewiesen, 2010 wurde Sa-
nimmt Platz 1 im Kartoffelanbau Ta- schnitzte Wiegen und Truhen, Stoffe, Tu- rasm auf die Liste des Kulturwelterbes der
dschikistans ein. Legendär sind die Apri- beteikas (traditionelle Kopfbedeckung), UNESCO aufgenommen. Das alte Pen-
kosen aus dem Kreis Isfara. Die Viehwirt- Susanis (großformatige mit Stickereien dschikent ist ein Juwel und war eine zwar
schaft ist mit Rinder- und Schafzucht verzierte Baumwollstoffe) und nationale kleine, aber reiche Stadt Sogdiens und ei-
vertreten. Die Landwirtschaftsproduktion Kleidung. Isfara ist bekannt für seine Ke- ner der Stadtstaaten unter den Achä-
belief sich im ersten Halbjahr 2021 auf ramikkunst, Istarawschan gilt als Zen- meniden ab dem 6. Jahrhundert vor un-
2 795,3 Millionen Somoni, davon entfie- trum der Karnai-Herstellung (metallene serer Zeit. Die heute bekannte antike
len auf den Acker- und Gartenbau 1485,2 Naturtrompete), die Dörfer im oberen Stadt entwickelte sich im 5. Jahrhundert
Millionen Somoni, auf die Viehwirtschaft Serafschantal sind bekannt für ihre Holz- und wurde im 8. Jahrhundert nach der
1310,1 Millionen Somoni. Im Zuge der schnitzereien, darunter der Mihrab, die arabischen Eroberung aufgegeben und
Agrarreformen entstanden rund 67000 nach Mekka weisende Gebetsnische in nie wieder besiedelt, was den guten Zu-
Dechan-Wirtschaften. der Moschee, im Dorf Iskodar. stand der archäologischen Funde erklärt.
Eine wichtige Rolle spielt der Touris- Das Gebiet weist zahlreiche histori- Die Stadt erstreckte sich auf 14 Hektar
mus. Kurorte und Erholungsresorts sind sche Stätte auf, und ist damit vor allem und war unterteilt in Ark (Festung) und
Sumrad, Oksukon, Istarawschan, Chwa- auch für Geschichts- und Kulturinteres- Schachristan (Wohnviertel), beide Teile
tag und das Sanatorium Bachoriston. Vor sierte interessant. Da sind das alte Sarasm hatten jeweils eine eigene Befestigungs-
allem die Sieben Seen im Fan-Gebirge rund 15 Kilometer von Pendschikent ent- anlage, waren aber durch eine Brücke
lohnen den Besuch des Gebiets, das im fernt, das bereits im 4. und 3. Jahrtausend miteinander verbunden. Von zwei großen
Norden durch das Serafschan-Tal und im vor unserer Zeitrechnung besiedelt war Tempeln aus entwickelte sich die Stadt.
Süden durch die Hissar-Gebirgskette be- und 2020 sein 5500-jähriges Jubiläum Die hier entdeckten Wandmalereien
grenzt wird. Die neun Gipfel des Fan-Ge- feierte, und das alte Pendschikent. decken thematisch und künstlerisch die
birges sind wie auf einer Perlenkette auf- Die Siedlung Sarasm umfasste nach gesamte Periode vom 5. bis 8. Jahrhun-
gezogen. Der höchste Gipfel ist der Schätzungen 90 bis 150 Hektar. Erkenn- dert ab und stellen einen der umfassend-
Tschimtarga mit 5 489 Metern. Im Norden bar sind 35 Hektar, was sie zum größten sten Komplexe der frühmittelalterlichen
der Hissar-Gebirgskette liegt der be- proto-urbanen Siedlungsgebiet im Süden Kunst Zentralasiens dar.
rühmte Iskanderkul, dessen Namen auf Zentralasiens macht. Die Ausgrabungen Unweit der Stadt Pendschikent im
Alexander den Großen zurückgeführt begannen 1977. Die freigelegten Gebäu- Dorf Pandschurd findet sich das Rudaki-
wird. Es gibt die Allaudin-Seen, die ultra- destrukturen sind Teile von Palastanla- Mausoleum. Es wurde über einer 1956
marin schimmern, und die Kalon-Kul- gen, Kultbauten, Wohnhäusern, Werk- entdeckten Grabstätte errichtet, die der
Seen. Und hier liegt auch das Jagnob-Tal, stätten und Lagerräumlichkeiten. Ausge- sowjetische Anthropologe Michail Geras-
abgeschnitten von der Welt, und doch graben wurden Mauerreste von Schmie- simow als Gebeine Rudakis (858 bis 940)
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