Page 17 - Wostok-Sonderausgabe über Tadschikistan
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               Anteil  von  0,52  Prozent.  Chatlon  weist  Bevölkerung vor allem mit Rinderzucht,  Nach  Forschungen  des  tadschikischen
               ein kontinentales Klima auf, es ist das im  in den unteren Bergregionen mit Acker-  Wissenschaftlers  Bobodschon  Gafurow
               Sommer heißeste Gebiet des Landes mit  bau, Gartenbau und Weinanbau beschäf-  lag Alexandria am Oxus (Amu-Darja) un-
               bis zu 50 Grad Celsius Lufttemperatur, vor  tigt.                      weit der heutigen Stadt Kulob.
               allem  in  den  Kreisen  Schachritus  und  Kommen Sie von Duschanbe mit dem  Im 3. Jahrhundert vor war Tadschiki-
               Chusraw. Der Winter ist vergleichsweise  Auto, so führt sie die Reise durch Nurek  stan  Teil  des  Gräko-Baktrischen  Reichs.
               mild. In den Ebenen kann die Temperatur  und Bachdat, dann durchqueren sie das  Dank  der  engen  kulturellen  Verbindun-
               auf minus 20 Grad Celsius sinken, in den  Hissar-Tal bis zum Abzweig nach Tschor-  gen  zu  Indien  verbreitete  sich  in  jener
               Bergen auf minus 35 Grad Celsius. Nie-  magsak, von wo aus es in steilen Serpen-  Zeit der Buddhismus in Hutalan. Eine 13
               derschlag fällt von Oktober bis März.  tinen in das Tal des Wachsch geht. Der  Meter  hohe  Buddhastatue,  die  erst  vor






























                 Chatlon zählt zu den am stärksten be-  Weg führt weiter auf die Rangon-Berg-  Die rekonstruierte Mauer der Zitadelle von
               wässerten Gebieten des Landes, denn ins-  kette bis Tschorgasmak, von wo es hinab  Chulbuk. Vom 9. Jahrhundert bis zum Anfang des
               gesamt 338 000 Hektar Agrarfläche wer-  in die wunderschöne Schlucht Puli San-  11. Jahrhunderts war Chulbuk unter der
                                                                                      Herrschaft der Samaniden und ab 1024 unter
               den bewässert, und damit liegen hier 45  gin geht. Die Täler auf dem Weg weiter  den Gasnawiden die Hauptstadt der Provinz
               Prozent  aller  bewässerten  Landwirt-  nach  Kulob  sind  vor  allem  im  Frühjahr  Chuttal und gehörte zu den größten Städten in
               schaftsflächen Tadschikistans. 2,12 Mil-  beeindruckend  schön,  wenn  die  Hügel  Zentralasien
               lionen Hektar sind Trockenfelder (unbe-  mit riesigen roten Mohn- und Tulpentep-
               wässert), 22 500 Hektar sind Weinberge,  pichen bedeckt sind.
               8 200  Hektar  Wiesen.  Wohnhäuser  und  Diese  malerischen  Täler  wurden  be-  kurzem restauriert wurde, ist ein Denk-
               Wirtschaftsbauten nehmen 16 800 Hek-  reits in der Antike besiedelt. Archäologen  mal aus dieser Zeit. Auch die Reste eines
               tar und Höfe 86 000 Hektar ein. Auf 400  haben nachgewiesen, dass steinzeitliche  buddhistischen Klosters in Ajinateppa aus
               Hektar werden Setz- und Sämlinge gezo-  Menschen  hier  in  Höhlen  lebten.  2 000  dem 7. bis 8. Jahrhundert sind gut erhal-
               gen.                               Jahre alte Siedlungen wurden freigelegt.  ten.  Archäologen  haben  nachgewiesen,
                 Chatlon  ist  bekannt  für  seine  hoch-  Das Gebiet des heutigen Kulob war im 5.  dass es aus zwei Teilen – der Tempelanla-
               wertige  Baumwolle,  seine  Melonen,  und 4. Jahrhundert vor unserer Zeitrech-  ge und dem Kloster – bestand und von
               frühen Wassermelonen und Zwiebeln. In  nung  Teil  des  Achämenidenstaates,  des  starken Mauern umgeben war.
               Nurek arbeitet ein Zementwerk, in Jawan  ersten persischen Großreiches. In mehre-  Im  2.  Jahrhundert  vor  wurden  Teile
               und  Sarband  Chemiefabriken.  Berühmt  ren Feldzügen hat der Achämenidenkö-  Zentralasiens  von  Tocharern  besiedelt.
               ist das Wasserkraftwerk Nurek. Wunder-  nig Kyros II. die gesamte Region, die auch  Die  antiken  Tocharer  werden  meist  mit
               bar  ist  es  am  Fluss  Wachsch,  im  Erho-  Baktrien  einschloss,  unterworfen.  Im  4.  den Yuezhi (Yüeh-chi) gleichgesetzt, ei-
               lungsresort  Tschilutschor  Tschaschma  Jahrhundert drang Alexander der Große  nem Volk, das im Raum der chinesischen
               und in den Tschilduchtaron-Bergen. His-  nach  dem  Sieg  über  die  Achämeniden  Provinz Gansu siedelte. Die Xiongnu be-
               torische Orte sind unter anderen der Pa-  nach  Zentralasien  vor.  Im  Frühjahr  329  siegten sie 176 vor unserer Zeit, wonach
               last Chulbuk im Wosseisker Kreis und die  vor unserer Zeitrechnung eroberte er fast  die Yuezhi zum größten Teil ins Sieben-
               Heilige Stätte Chasrati Amirdschon.  die gesamte Region Bochtar, querte Ter-  stromland  Zentralasiens  auswanderten.
                 Aber man kann auch mit ganz anderen  mes und den Kubodiensker Kreis und er-  Im  Jahr  129  vor  unserer  Zeitrechnung
               Worten über Chatlon berichten.     reichte das Gebiet des modernen Kulob.   überschritten sie den Jaxartes (Syr-Darja)
                 Chatlon liegt im Süden von Duschan-  Um seine Herrschaft zu festigen, ließ  und ließen sich in Baktrien nieder. Diese
               be. Die Flüsse Toirsuw, Kyzylsu und Jachsu  Alexander eine Reihe städtischer Außen-  Landschaft am oberen Oxus (Amu-Darja)
               entspringen den Bergen und tragen le-  posten errichten, einer wurde in Hutalan  umfasst das heutige südliche Usbekistan,
               bensspendende Feuchtigkeit in die Ebe-  (Chotlan) geschaffen und erhielt den Na-  Tadschikistan und den Norden Afghani-
               ne. In den höheren Bergregionen ist die  men  Alexandria  am  Oxus  (Sikandara).  stans. Das Herrschaftsgebiet wurde auf-

               Wostok-Spezial 3-4/2021                                                                               17
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